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Saynab bint Dschahsch __________________________________________________
Behandelnde Themenpunkte 1 – 5:7.1. Leitspruch„O du Gesandter Allahs, ich bin nicht eine, wie deine anderen Ehefrauen, denn jede von ihnen ist durch ihren Vater, Bruder oder einen ihrer Angehörigen mit dir geehelicht worden, außer mir, denn mich hat Allah durch die himmlische Offenbarung mit dir verehelicht.“[98]7.2. VorgeschichteSaynab bint Dschahsch, Allahs Wohlgefallen auf ihr, war eine Cousine des Gesandten Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm; ihr Vater Dschahsch war der Sohn des Riab, aus dem Stamme Banu ‘Abdul-Muttalib, Sohn des Haschim aus dem Stamme Quraisch, wobei zu vermerken ist, dass ‘Abdul-Muttalib der Großvater des Gesandten war. Saynab war somit aus edlem Hause, eine junge Frau von großer Schönheit, worauf sie sehr stolz war. Ihre Heirat mit Muhammad fand im fünften Jahr n.H., etwa ein Jahr nach der Heirat Muhammads mit Umm Salama, Allahs Wohlgefallen auf ihr, statt. Diese Ehe mit Saynab bint Dschahsch ist in mehrfacher Hinsicht von großer Bedeutung, sowohl was das Urteil über den Charakter Muhammads betrifft, als auch in ihren Folgen für die Gesetzgebung der islamischen Gemeinschaft. Daher hat diese Ehe bei den Biographen, Historikern und Orientalisten ihren besonderen Niederschlag gefunden.7.3. Heirat Sayds mit Saynab bint DschahschBevor Saynab bint Dschahsch in zweiter Ehe Muhammad heiratete, war sie die Frau seines Adoptivsohnes Sayd. Zunächst soll hier auf das Verhältnis Saynab zum Adoptivsohn des Gesandten eingegangen werden, um den Hintergrund der späteren Ehe mit dem Gesandten deutlich werden zu lassen. Sayd stammte aus dem Stamme Sayd Allat; sein Vater war Haritha ibn Sarahil ibn Ka’b und seine Mutter Sa’da bint Tha’laba aus dem Stamme Thai‘. Als Kind wurde er von dem Stamme al-Qain ibn Dschisr geraubt und auf einem arabischen Markt verkauft.[99]Der Cousin Chadidschas, der ersten Ehefrau Muhammads, Hakim ibn Husam, kaufte ihn dort zusammen mit vielen anderen Jungen. Als Chadidscha ihren Cousin besuchte, bot er ihr an, sich einen dieser Jungen auszusuchen und als Diener zu sich zu nehmen. So kam Sayd in das Haus Muhammads, der an ihm Gefallen fand und seine Frau Chadidscha bat, ihm den Jungen zu schenken. Nach einem anderen Bericht von at-Tabariy kaufte Muhammad Sayd auf dem bekannten Markt von ‘Ukas, befreite ihn danach und adoptierte ihn anschließend. (ebenda) Der Vater Sayds, der auf die Suche nach seinem vermissten Sohn gegangen war, fand ihn schließlich im Hause des Gesandten und bat diesen, ihm seinen Sohn zurückzugeben. Muhammad antwortete ihm, dass sein Sohn frei und kein Sklave sei, so dass er für sich selber entscheiden solle, ob er zurückkehren oder bei ihm bleiben wolle. So wurde Sayd geholt und ihm die Frage seines Vaters vorgelegt. Sayd lehnte das Angebot seines Vaters mit den folgenden Worten ab und weigerte sich somit, mit ihm zu seinem Stamm und seinem Haus zurückzukehren: „Wahrlich, ich habe an diesem Manne (Muhammad) etwas Besonderes gefunden, und ich bin nicht der, der sich jemals von ihm trennt.“ Daraufhin ergriff Muhammad seine Hand, trat vor alle hin und sprach: „Ihr seid meine Zeugen, dass Sayd von nun an mein Sohn ist und mich beerben kann und (ich) durch ihn beerbt werden kann.“Muhammad gab ihm auch seinen Namen, so dass er von diesem Tag an „Sayd ibn Muhammad“ hieß. Dies alles geschah noch vor der ersten Offenbarung an Muhammad. Nach dem Berufungserlebnis des Gesandten war Sayd der erste nach ‘Ali ibn Abi Talib, der den Islam annahm. (ebenda)Später verheiratete Muhammad Sayd mit seiner eigenen Cousine Saynab bint Dschahsch. Unterstütz von ihrem Bruder ‘Abdullah ibn Dschahsch sträubte sie sich anfangs gegen diese Ehe mit der Begründung, dass sie aus edlem Hause stamme und Sayd in ihren Augen nur ein Diener war. Muhammad wies Saynab darauf hin, dass Sayd keineswegs ein Sklave sei, sondern ebenfalls aus edlem Hause stamme und zu einem bekannten arabischen Stamme gehöre. Doch vermochte der Gesandte den Widerstand Saynabs und ihres Bruders damit allein nicht aufzuheben.Erst nachdem er eine Offenbarung speziell zu dieser Situation erhalten hatte, konnte er Saynab bint Dschahsch zum Umdenken bewegen. Die Offenbarung, die Saynab bint Dschahsch dazu veranlasste, sich nach langem Zögern dem Geist des Islam gemäß zu verhalten und in die Heirat mit Sayd einzuwilligen, ist die Sura 33, Aya 36:„Und es ziemt sich nicht für einen überzeugten Mann und eine überzeugte Frau, wenn Allah und sein Gesandter eine Sache entschieden haben, dass sie in ihrer Angelegenheit eine Wahl haben sollten. Und wer Allah und seinem Gesandten nicht gehorcht, der geht wahrlich irre in offenkundigem Irrtum.“Mit der Durchsetzung dieser Heirat zwischen Sayd und Saynab bint Dschahsch erreichte der Gesandte die Aufhebung der Rassenunterschiede, hier zunächst zwischen den verschiedenen arabischen Stämmen. Der Islam kennt keine Rassen- bzw. Abstammungsunterschiede. Alle Menschen sind durch die islamische Überzeugung und die Gebote des Qur’ans gleichgestellt.Dennoch verlief die Ehe Sayds mit Saynab bint Dschahsch nicht wie erhofft. Denn Saynab bint Dschahsch vermochte es trotzdem nicht, ihr traditionelles Stammes- und Standesdenken zu überwinden. Sie fühlte sich Sayd weiterhin wegen ihrer Abstammung überlegen und kränkte ihn dadurch tief. Als Sayd sich dem Gesandten darüber beschwerte, riet ihm Muhammad ausdauernd und stark zu sein und forderte ihn auf, nachdem Sayd die Möglichkeit einer Scheidung erwähnte, er solle seine Frau bei sich behalten und sich nicht von ihr scheiden. (vgl. Sura 33, Aya 37: „…Behalte deine Frau für dich und fürchte Allah…“)[100]Zu diesen schwerwiegenden Differenzen zwischen den Ehegatten trat im Laufe der Zeit, wie at-Tabariy berichtet, ein weiterer umstand dazu. Eines Tages kam der Gesandte zum Hause Sayds und fand dort Saynab bint Dschahsch allein vor. Erfreut beeilte sich Saynab bint Dschahsch, den Gesandten zu empfangen, doch hatte sie sich in der Eile mit ihrem Kleid nicht vollständig bedecken können.[101] Nach einem anderen Bericht at-Tabariys kam einst der Gesandte zum Hause Sayds, um nach ihm zu fragen. Als der Gesandte das Haus erreichte, bewegte sich der Haarvorhang, hinter dem Saynab lag, durch einen Windstoß des Gesandten. (ebenda) Nach beiden Berichten bot Saynab bint Dschahsch dem Gesandten an, in das Haus einzutreten, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass Sayd nicht zu Hause wäre. Doch lehnte der Gesandte ab und entfernte sich, während er zu sich sprach: „Gepriesen sie Allah, der Erhabene, der die Herzen wandelte.“[102]Saynab bint Dschahsch dachte über die Begegnung mit dem Gesandten nach, und als Sayd nach Hause kam, berichtete sie ihm sofort von dem Besuch des Gesandten. Sogleich fragte er sie: „Hast du ihm nicht angeboten einzutreten?“ Saynab bint Dschahsch antwortete ihm: „Doch, das habe ich getan. Der Gesandte lehnte es aber ab.“ Sayd fragte weiter: „Hast du ihn irgend etwas sagen hören?“ Saynab wiederholte ihm darauf die Worte, die der Gesandte zuvor geäußert hatte. (ebenda)7.4. Scheidung Saynab bint DschahschsNach dem gerade geschilderten Ereignis eilte Sayd sofort zum Gesandten und sagte ihm, er habe gehört, dass der Gesandte bei ihm gewesen war. Er sagte ihm weiterhin, dass er doch sein Haus hätte betreten sollen. In diesem Zusammenhang fragte Sayd: „Solle ich sie nicht doch verlassen?“ Der Gesandte fragte ihn darauf: „Was ist mit dir? Hat sie etwas gegen dich getan?“ Sayd erwiderte: „Nein, o du Gesandter Allahs, sie hat mir nichts angetan und ich habe nur Gutes von ihr erfahren; doch stellt sie sich wegen ihres Stammes über mich und hat Hoffärtigkeit, mit der sie mich durch ihre Zunge beleidigt.“Trotzdem redete ihm der Gesandte erneut zu, seine Ehefrau zu behalten. Doch vermochte es Sayd nicht, noch mehr von ihr zu ertragen, und schied sich von ihr noch an diesem Tage.[103]Diese Scheidung brachte Muhammad in Bedrängnis, weil er nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Dabei ging ihm durch den Kopf, dass er seine Cousine Saynab bint Dschahsch verheiratet hatte und er in dieser neuen Situation daher weiter verpflichtet war, sie zu betreuen. Er dachte auch daran, sie zu heiraten, um für sie zu sorgen, denn er empfand eine tiefe Zuneigung zu ihr. Er verwarf den Gedanken an die Möglichkeit einer Heirat mit Saynab bint Dschahsch aber sofort wieder, weil dies gegen die damaligen Sitten der arabischen Gesellschaft verstieß. Es war damals streng verboten, die geschiedene Frau des Adoptivsohnes zu heiraten, weil man davon ausging, dass Söhne und Adoptivsöhne im Verwandtschaftsgrad gleich seien. Was würden die Leute sagen, wenn er die Frau seines Adoptivsohnes heiraten würde? Aus diesem Grund verbarg Muhammad seine wahren Gefühle gegenüber Saynab bint Dschahsch, um die islamische Gemeinschaft nicht in Verwirrung zu stürzen. Doch war sein Inneres dabei voller Zwiespalt.7.5. Heirat Muhammads mit Saynab bint DschahschUm das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Adoptivkindern und Adoptiveltern für die islamische Gemeinschaft klarzustellen und diese Problemstellung auch für die Zukunft zu lösen, wurde Muhammad ein neuer Qur’anvers hinabgesandt. Während der Gesandte bei ‘Aischa weilte, trat zu ihm der Engel Dschibril (Gabriel) und übermittelte ihm die Offenbarung 33/37, die lautet:„Und (gedenke der Zeit) da du zu dem sprachst, dem Allah Gnade erwiesen hatte und dem (auch) du Grande erwiesen hattest: Behalte deine Frau für dich und fürchte Allah. Und verbargtes in deiner Seele, was Allah ans Licht bringen wollte, und fürchtest die Menschen, während Allah mehr verdient, dass du ihm fürchtest. Dann aber, als Sayd tat, was er mit ihr zu tun wünschte, verbanden Wir sie ehelich mit dir, damit für die Überzeugten keine Beunruhigung bestünde in Bezug auf die Frauen ihrer angenommen (Adoptiv-)Söhne, wenn sie ihren Wunsch ausgeführt haben. Allahs Ratschluss muss vollzogen werden.“

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